Ewerdt Hilgemann

(Deutschland) *1938 in Witten

Die stählernen „Implosionen“ des in den Niederlanden lebenden Künstlers Ewerdt Hilgemann sind weltweit nicht nur prominent in Ausstellungen und Sammlungen vertreten, sondern auch im öffentlichen Raum präsent. 2014 säumten sieben der monumentalen Skulpturengruppen die New Yorker Park Avenue in einer viel beachteten Ausstellung. Nach seinem Studium bei Oskar Holweck, einem der frühen Mitglieder der Gruppe ZERO, arbeitet Hilgemann lange mit Holz, Stahl und Marmor. Dabei ist ein zentraler Aspekt seines Schaffens von Beginn an das Fangen des Lichts auf den abstrakt-geometrischen Werken. Seit 1984 entwickelt Hilgemann in immer neuen Variationen seine unverwechselbaren Edelstahlkuben, denen er mit einer Vakuumpumpe die Luft entzieht. Bei „Blickachsen 11“ ist der Künstler, der sich selbst gerne als „Luftschmied“ bezeichnet, sowohl im Kurpark Bad Homburgs als auch auf dem Frankfurter Campus Westend vertreten. Die für die Ausstellung in Bad Homburg geschaffene Arbeit „Three Equal Volumes“ besteht aus drei unterschiedlich proportionierten Kuben mit ursprünglich identischem Fassungsvermögen: einer Säule, einem Würfel und einem Quader. Durch den Luftentzug wird die Strenge und Härte des glänzenden Stahls in ausdrucksvolle weiche Formen überführt, die im Kurpark sanft ihre Umgebung spiegeln.

Bereits von Weitem sind die hell glänzenden und hoch aufragenden Edelstahlsäulen des Künstlers Ewerdt Hilgemann bei „Blickachsen 11“ auch auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt zu sehen. Ihre glatte und weich polierte Oberfläche kontrastiert die geknickte Form der in sich zusammengefallenen Gebilde seiner ‚Implosionen‘. Gleichzeitig enthebt ihre markante Form die Skulpturen einer starren Vierkantigkeit und lässt sie umso belebter erscheinen. In Frankfurt rahmen die unterschiedlich hohen Figuren der Dreiergruppe „Threesome“ und die aus drei identischen Elementen entstandenen „Giants“ (Riesen) den klaren geometrischen Aufbau des in den 1920er-Jahren entworfenen Poelzigbaus. Während dort die vertikalen Linien die Architektur optisch strecken und strukturieren, wirken die Arbeiten von Ewerdt Hilgemann beinahe durch äußere Einwirkung geschwächt. Die individuellen Deformationen der ehemaligen Quader erzielt der Künstler, indem er aus seinen luftdicht verschweißten Edelstahlhohlkörpern mit einer Vakuum­pumpe die Luft absaugt. Die Ambivalenz, dass die monumentalen Skulpturen gerade durch die Entnahme der Luft lebendig erscheinen, beschreibt Hilgemann folgendermaßen: „Ich entziehe die Luft und hauche damit Leben ein“.