Works
Mirall 14
„Der Stein ist verwoben, der kraftvollen Eisenstruktur entgegengesetzt, ob in einer Art von Kampf oder im Liebesspiel ist nur schwer zu entscheiden," so beurteilt Maria Luisa Barr’s die Arbeiten des spanischen Künstlers Josep Maria Sirvent. In der Wahl seiner Materialien ist er der von Hartmut Stielow nahe, indem er geometrisch zugeschlagene Granitformen dem rostenden Stahl zuordnet. Stielow aber unterstellt den Stahl als dienendes Konstrukt dem Stein, wohingegen Sirvent den in die großen Stahlflächen eingearbeiteten Granit gleichberechtigt zuordnet. „Mirall" von 1995 (Plan Nr. 14) ist eine der eindruckvollsten Arbeiten des heute in Mallorca lebenden Bildhauers. Der spiralförmige, 3 Meter hohe und eine Fläche von 8 x 5 m bedeckende Raum ist begehbar. Am Anfang und am Ende der Stahlspirale - jeweils eine Art Säule bildend - verzahnt sich der Granit in den Stahl, löst die erdhafte Farbigkeit des Rosts durch seine hellgraue, kristalline Struktur auf und vermittelt die flimmernde Lebendigkeit eines Mosaiks. Die sich einwindende Stahlplatte, in je drei übereinanderliegende quadratische (100 x 100 cm), abwechselnd erhabene oder zurückweichende Felder schachbrettartig eingeteilt, bildet von außen eine hohe, wehrhafte Wand, wohingegen die vom Granit vertikal betonte Eingangssituation den Betrachter zum Betreten der schützenden Spirale einlädt. „Mirall" ist in sich widersprüchlich, ambivalent: Die Spirale als Form des Ursprungs von Leben steht der Strenge des quadratischen Rasters der Stahlwände gegenüber, der senkrecht verlaufenden Granitverkleidung wirkt die starke horizontale Lagerung des Stahlkörpers entgegen, der dunkelbraune Corten - Stahl kontrastiert gegen die prickelnde Materialfarbe des Granits, und die einsaugende …ffnung der Spirale bildet einen Gegenpol zur martialischen Stahlwand. Hier ist der Dualismus der Welt verborgen: Lebenskampf steht gegen Liebesspiel.