Werke
Poets in Frankfurt (Religion) 45
Mit Jaume Plensa ist ein weiterer Künstler von Weltrang bei „Blickachsen 9“ vertreten. Plensa stellt in The Squaire aus und vor dem Haupteingang des IG-Farben-Hauses erwarten den Besucher des Campus Westend in lichter Höhe seine drei „Poets in Frankfurt“. Wie Säulenheilige hocken die ‚Poeten‘ entspannt, mit angezogenen Beinen, in fast sechs Metern Höhe jeweils auf einer von einer Edelstahlstange getragenen Platte und korrespondieren durch ihre Körperhaltung mit der Skulptur „Body of Knowledge“ auf dem Campusgelände. Jenseits der bloßen Form geht es Plensa vorrangig um die geistige Dimension seines Werks: Er beschreibt den Körper als Gefäß für den Geist, für die Seele und setzt Text und Licht als bildhauerisches Material ein. Wie die Drei Affen, die in Asien als Sinnbild der Weisheit gelten, halten sich die drei „Poets in Frankfurt“ entweder Augen, Ohren oder Mund zu und die Schrift auf ihren Köpfen verweist auf die Assoziationsfelder “Day-Night” (Tag-Nacht), “Heaven-Hell-Poetry” (Himmel-Hölle-Poesie) und “Religion”. Durch das LED-Licht in ihrem Inneren schimmern sie tagsüber mattweiß, bei Dunkelheit jedoch leuchten sie in allen Regenbogenfarben changierend und sprechen die Imagination des Betrachters nachhaltig an.
Jaume Plensa stellt am Frankfurter Flughafen im Gebäude The Squaire eine Installation von 16 „Silhouettes“ aus, die wie ein riesiges Mobile in einem der vier Atrien des Gebäudes über den Köpfen der Besucher schwebt. Die lebensgroßen Silhouetten von Menschen, die in den unterschiedlichsten Alltagssituationen eingefangen sind, hängen an metallenen Textbändern, die sich jeweils von ihrem Kopf aus nach oben zu schlängeln scheinen und in ihrer Funktion an die Spruchbänder mittelalterlicher Malerei oder an die Sprechblasen in Comics anschließen. Die aus dem Edelstahlblech ausgestanzten Buchstaben verbinden sich zu Zitaten aus der Literatur, insbesondere der Dichtkunst, die hier als Sinnsprüche die imaginative Beteiligung des Betrachters einfordern. Eine dieser Sentenzen ist William Blakes Satz „One thought fills immensity“ (Ein einziger Gedanke füllt Unermesslichkeit), der das Werk Plensas leitmotivisch durchzieht und auch das Konzept der „Silhouettes“ veranschaulicht: Für den Künstler haben die Stille und das Wort, haben Gedanken, Ideen und Träume ihre eigene Materialität und sind als vibrierende Energie bildhauerisches Material.