Werke
GRIB 4 35
Das künstlerische Schaffen Bernar Venets ist eng mit einer kunsttheoretischen Auseinandersetzung
verknüpft, wobei er sich insbesondere dem Thema der Linie zuwendet. Neben Gruppen
von Geraden und streng geometrischen Bögen realisiert Venet in seinen unverwechselbaren
Skulpturen unregelmäßige Spiralformen und Linienknäuel aus Vierkantstahl. Solche „Lignes
indéterminées“ (Unbestimmte Linien) hat er Anfang der 1980er Jahre auch als Wandreliefs in
Holz ausgeführt. Die Reliefs der in jüngerer Zeit entstandenen Serie „GRIB“, deren Titel sich aus
französisch „gribouillage“ (Gekritzel) ableitet, schließen an diese Vorläufer an. Im Unterschied
zu diesen lassen sie jedoch keinen Anfangs- oder Endpunkt der Linie erkennen. Ihren Ursprung
haben die monumentalen Reliefs in Zeichnungen, die Venet vom Zufall geleitet auf dem Papier
ausführt. Dabei entspricht der Formfindung auf dem Zeichenpapier das Herausschneiden des
Motivs aus einer dreieinhalb Zentimeter dicken Stahlplatte, das mit dem Schneidbrenner per
Hand erfolgt. Aufgrund dieser Technik sind die Formen der Reliefs noch während des Entstehungs-
prozesses nicht genau kalkulierbar. Der Ausdruck und die Dynamik der Linienführung
und deren Übersetzung ins Dreidimensionale sind das Thema der “GRIB”-Serie.