Werke

Elvira

Elvira 38

Der in Berlin lebende Künstler Matthäus Thoma hat für den Darmstädter Standort der „Blickachsen 9“ vor der Kunsthalle Darmstadt eine seiner unverwechselbaren, raumgreifenden Installationen entworfen und sie vor Ort realisiert. „Elvira“, eine komplexe Holzkonstruktion aus schaufelartigen Bogensegmenten unterschiedlicher Größe und Form, scheint aus dem Gebäude der Kunsthalle herauszuwachsen, geradezu herauszubrechen. „Sie interpretiert gedanklich vorgestellte Bewegungsabläufe“, erläutert Thoma, „die Bewegungen lassen sich wie Meereswogen denken, die als Brandung auf dem Vorplatz der Kunsthalle aufschlagen, sich 15 m in die Breite entwickeln und bis in 5 m Höhe auftürmen. Was sich dabei an Brechungen, Verschiebungen und Verzahnungen ergibt, ist Thema der bildhauerischen Arbeit.“ Trotz der offenen und durchlässigen Struktur ihrer aus unbehandeltem Bauholz, aus rohen Latten und Brettern gezimmerten Bauelemente wirkt es, als strömten gewaltige Energien durch die Skulptur – bis hin zu einer Kraft der Verwüstung. Gleichzeitig bezieht sich die einfache Formensprache der Bogensegmente unmittelbar auf die geometrische Klarheit der Architektur der Kunsthalle und fordert das Gespräch und den Widerstreit mit dem Bauwerk.
Inspiriert wurde Thomas Konstruktion – daher ihr Titel – durch das auffällige Fassadenrelief des um 1900 errichteten und nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissenen Münchner Hof-Ateliers Elvira. Die auf Fotografien überlieferte Stuckarbeit mit dem Titel „Der Geruch des flammenden Meeres“ zeigte eine riesige stilisierte Welle auf der gesamten Gebäudefront.
Matthäus Thoma, der an der Berliner Hochschule der Künste bei Marwan Malerei studiert hat und erst anschließend über die Zeichnung zur Bildhauerei fand, entwirft seine monumentalen, sich scheinbar allen Regeln der Statik widersetzenden Holzinstallationen zunächst in architektonischen Modellen im Maßstab 1:10. Diese Ergebnisse des konzentrierten Formfindungsprozesses geben die klar durchdachte Struktur vor, dienen mit ihren ungefähren Maßangaben letztlich jedoch nur als Orientierung bei der konkreten bildhauerischen Ausführung der Werke. Die Grundform der einzelnen Bauteile ebenso wie die Bewegungsabläufe hat Thoma auch für seine temporäre Darmstädter Installation „Elvira“ in einem Modell entwickelt und bei der eigentlichen Gestaltung berücksichtigt: Die ineinandergebauten, scheinbar jedoch sich wirbelnd ineinanderschiebenden und aufbäumenden Konstruktionselemente dieser Arbeit erzeugen insgesamt den Eindruck einer eruptiven Bewegung, die in der Kunsthalle ihren Ursprung hat und ins Freie drängt.

Künstler Matthäus Thoma
Erstellungsjahr2013
TechnikHolzkonstruktion
Maße500 x 1500 x 1500 cm
ausgestellt inBlickachsen 9, Darmstadt

Kunstwerke von Matthäus Thoma

Blickachsen 9