Werke

Pyramid, Sphere and Cube

Pyramid, Sphere and Cube 13

In Erinnerung an Friedrich Hölderlins Aufenthalte in Bad Homburg zwischen 1798 und 1800 sowie zwischen 1804 und 1806 errichtete man 1833 hier im Kurpark ein Denkmal für den Dichter des „Hyperion" und der „Hymne an die Göttin der Harmonie". Hier wird die Antike als sittliches Leitbild der Gegenwart gepriesen. Mit dieser antikischen Vorstellung verbindet sich historisch auch die Idee des Landschaftsgartens, in den dieses Dichterdenkmal plaziert wurde. Die mythische Fiktion Arkadiens verschmilzt hierbei mit dem Bild der römischen Campagna zu einer Naturvision, die das Daseinsgefühl des Besuchers auf erhabene und getragene Gefühle einstimmen soll. Die skulpturalen und architektonischen Symbole für diesen Ausdruck sind damals wie heute die Elementarformen von Pyramide und Obelisk, Kugel (als Bild des Kosmos) und Quader (als Ordnung der Wissenschaft).

Eben diese Formen hat auch Nash, allerdings unabhängig von der Tradition des Landschaftsgartens, gefunden. „Nature to Nature" nennt er leitmotivisch bereits seit 1985 seine drei auch für Bad Homburg verwendeten Elementarformen. Die unberührte Natur, die er in den Wüsten Australiens entdeckt hatte, findet zur Natur zurück, wenn sie sich den Gesetzen von Wachstum und Zerfall unterwirft. Ursprünglich bestand das Material für diese drei Naturplastiken aus verkohltem Hartholz, das durch den Brand eine zweite, schwarzgetönte „Haut" angenommen hat. Die kleinteilige, zellenartige Struktur des Brandes (die dem Bronzeguß nicht eigen ist) entstand in engem Dialog zwischen dem Eingriff des Künstlers und der Reaktion des Holzes.

Die Grundformen aus Kubus, Kegel und Pyramide hatte bekanntlich bereits Paul Cézanne als Bausteine der modernen Malerei eingeführt und aus der Substanz der Natur selbst gewonnen. Auch Nash zeigt keineswegs die Wunden des Feuers an der Natur, sondern den Widerstand des Holzes gegen die Gewalt, wobei sich in diesem Arbeitsprozeß immer die Klarheit der Form und die innere Kraft zu behaupten wissen.

Eine ähnliche Ausstrahlung geht von dem schwarz verkohlten „Gefäß" in Eichenholz aus, das sich als Bodenplastik von dem satten Grün des Rasens (auf dem Ferdinandplatz) abhebt. Spalten, Risse und Abbrüche der Oberfläche kennzeichnen auch hier die rohe Form des „Findlings". Der schiffsförmig lagernde Rumpf weist in der Mitte eine Höhlung, einen Spalt auf. Diese zentrierte Öffnung verwandelt sich urplötzlich zu einem prähistorischen Gerät (Faustkeil), das eine von Menschenhand geprägte gefäßartige Umnutzung in sich trägt. So tritt assoziativ ein breiter thematischer Spannungsbogen ans Licht, der die „Frage nach Existenz und Leben, nach Haltung und Struktur und nach dem Zyklus von Werden und Vergehen umschließt".

Der Harmonie der Elemente (im Kurpark) antwortet hier die rohe, sich scheinbar selbst formende Figuration. Sie unterliegt ihren eigenen, von der Natur und der Geschichte eingebrannten Wandlungen.

Künstler David Nash
Erstellungsjahr2000
TechnikBronzeguss
Maße170 x 400 x 400 cm
ausgestellt inBlickachsen 3, Bad Homburg