Jean Y. Klein

(Kanada) *1960 in Montréal

Der Maler und Bildhauer Jean Y. Klein hat für „Blickachsen 11“ in Bad Homburg seine Figur „Hirtin“ als lebensgroße Bronze angefertigt und stellt auch im Freilichtmuseum Hessenpark aus. Die „Hirtin“ kann als charakteristisch für das plastische Schaffen des Kanadiers gelten, der sich in seinem Werk vorrangig weiblichen Figuren der griechischen Mythologie widmet. Die Figur der „Hirtin“ steht in Zusammenhang mit dem Mythos von Arkadien als einem idyllischen Ort, in dem ein Hirtenvolk im Einklang mit der Natur und ohne schwere körperliche Arbeit glücklich und unbeschwert lebt. Kleins „Hirtin“ trägt beschützend ein Lamm auf ihren Armen und unterstreicht damit die innere Verbundenheit von Mensch und Tier. Die bukolische Vorstellung von Hirten als Grenzfiguren, die unabhängig von der bäuerlichen Ordnung in Freiheit leben, ist auch formal in Kleins Darstellung seiner „Hirtin“ eingeflossen: Sie folgt nicht den strengen Gesetzen menschlicher Anatomie, vielmehr zeugt ihre freie und gestische Oberflächengestaltung von einem undogmatischen Umgang mit den Schönheitsidealen und Herstellungsverfahren der antiken griechischen Tradition. So bilden Kleins Figuren keine reinen Abbilder bekannter Gestalten, sondern sollen als Projektionsflächen die Fantasie des Betrachters ansprechen.

Im Freilichtmuseum Hessenpark sind drei weitere für „Blickachsen 11“ im großen Format angefertigte Bronzen des Kanadiers Jean Y. Klein zu sehen. Wie seine im Bad Homburger Kurpark ausgestellte „Hirtin“, verweist die Arbeit „Pastoral“ durch ihren Titel auf die lange Tradition der Darstellung ländlich-idyllischer Motive. Das Sujet der Eule verbindet die Skulptur außerdem mit der griechischen Mythologie: Der Vogel ist das Attribut der weisen Göttin Athene, die unter anderem als Schutzgöttin der Handwerker galt. Im Hessenpark, in dem die historische Handwerkskunst einen großen Stellenwert einnimmt, entwickelt die Bronze daher eine ganz eigene Bedeutung. Jean Y. Klein, der heute in Berlin und auf der griechischen Halbinsel Peloponnes lebt und arbeitet, zitiert auch in seinen plastischen Gestaltungen der Nymphe „Calypso“ und des geflügelten Pferdes „Pegasus“ Figuren der griechischen Sagenwelt und setzt sich mit menschlichen und tierischen Formen auseinander. Gleichwohl sind seine Werke nicht rein realistisch oder naturalistisch gearbeitet. Vielmehr entwickelt Klein in seinen abstrahierten Figuren mit der grob behauenen Oberfläche eine charakteristische Formensprache, die zwischen Andeutung und klarer Definition changiert und die antiken Motive dabei in die Gegenwart überführt.

Exponate