Arie Van Selm

(Niederlande) *1950 in Utrecht

Die Krähe ist eines der wiederkehrenden Themen im malerischen Werk Arie Van Selms – und das erste Motiv, das der in Deutschland und den USA lebende Niederländer auch plastisch umsetzt. In verschiedenen Größen und Farben führt er in Bronze zwei stilisierte Formvarianten dieses Vogels aus – je eine ist bei „Blickachsen 10“ in Bad Homburg und in Darmstadt zu sehen. Tief schwarz und über zwei Meter groß, behauptet sich „Die Krähe / The Crow (schreitend)“ im Bad Homburger Kurpark mit raumgreifender Präsenz. Die einfache, von klaren Linien und Geometrien bestimmte Form des Körpers ist ebenso kennzeichnend für Van Selms Vögel wie die glatte Oberflächengestaltung, die keinerlei Andeutung von Gefieder erkennen lässt. Die geschwungenen Umrisslinien der schreitenden Figur und die unterschiedliche Haltung der Flügel unterstützen den durch die Fußstellung markierten Eindruck einer Vorwärtsbewegung. Van Selms Interesse gilt vorrangig einer künstlerischen Umsetzung der markanten Form und Haltung der Krähe – doch verweist seine Plastik auch auf die kulturhistorische Bedeutung des schwarzen Vogels. Bis heute finden die Geschichten und Mythen, die sich weltweit um die intelligenten Rabenvögel ranken, Eingang in die bildende Kunst, die Literatur und den Film.

Am Darmstädter Standort der „Blickachsen 10“ zeigt Arie Van Selm auf dem Vorplatz der Kunsthalle seine großformatige Bronze „Die Krähe / The Crow (sitzend) – das Pendant zu der in Bad Homburg präsentierten schreitenden Krähe. Zugleich ergänzt die Kunsthalle Darmstadt Arie Van Selms Teilnahme an der Skulpturenbiennale durch eine Ausstellung von Zeichnungen und Gemälden des Künstlers, zu deren Motivrepertoire die Krähe ebenfalls gehört. Auch die hier im Außenraum aufgestellte Plastik ist schwarz patiniert. Die stilisierte Krähe hat sich auf einem Sockel niedergelassen und scheint – wenn auch augenlos – ihre Umgebung zu beobachten. Trotz der statischen Haltung des Vogels ist eine Bewegtheit aus seiner Form herausgearbeitet, mit der er die Balance auf der leicht geneigten Oberfläche des Sockels zu halten sucht. Die schreitende Krähe im Bad Homburger Kurpark, die sitzende Krähe in der Darmstädter Innenstadt - es ist nur eine Variation im Standmotiv der beiden Bronzevögel auszumachen, und doch wirken sie aufgrund der verschiedenen Umfelder auf je unterschiedliche Weise. Arie Van Selm selbst bemerkt zu seiner plastischen Gestaltung der Krähe: „In der Natur kann sie durch ihre Künstlichkeit erstaunen. In der Stadt mag sie durch ihre Natürlichkeit beruhigen.“