Werke
Slip of the Tongue 4
Alexandra Bircken widmet sich in ihrer Arbeit häufig dem menschlichen Körper. Indem sie sich ihm in seinen Einzelteilen nähert oder ihn durch Hüllen umschreibt, eröffnet sie neue Perspektiven auf Idealvorstellungen und gesellschaftliche Ansprüche. So zeigt auch „Slip of the Tongue“ ein isoliertes Organ: Auf einem zylindrischen Betonsockel ruht eine riesige, leuchtend rote Zunge, deren Spitze ein metallisch blitzendes, die Umgebung spiegelndes Piercing ziert. Wie ein Objekt serviert, lehnt sie rückseitig gegen eine sich nach unten verjüngende, schwarz-glänzende Stange, die an ein Essstäbchen erinnert. Der Titel „Slip of the Tongue“ ist mehrdeutig: Er verweist durch die englischsprachige Redewendung für ‚Versprecher’ auf die Zunge als Sprachorgan, scheint hier aber auch die physische Herauslösung der Zunge und ihr drohendes Herabgleiten von ihrem Sockel zu benennen. Ohne den zugehörigen Körper verliert die Zunge ihren Zweck – zu schmecken, zu fühlen, vor allem aber zu sprechen. Sie wird hier als wortwitzige Reflexion über Körper und Sprache übergroß in den Raum gestellt.
Alexandra Bircken studierte Modedesign am Central Saint Martins College in London, um sich dann der skulpturalen Arbeit zuzuwenden. Sie hat international vielfach ausgestellt, u. a. bei derVenedig-Biennale 2019, und ist Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf.