Sprengel Museum Hannover
Partnermuseum der Ausstellung Blickachsen 14
Das Sprengel Museum Hannover ist seit der Schenkung der qualitativ hochwertigen Sammlung der Klassischen Moderne von Bernhard und Margrit Sprengel 1969 und seiner Eröffnung 1979 durch eine Architektur von Trint und Quast charakterisiert, die das Innen mit dem Außen verbindet. Durchgehende Zonen mit Kopfsteinpflaster zeigen einen öffentlichen Raum an, zu dem auch die Benennung von Bauteilen wie „Museumsstraße“ spricht. Der Skulpturengarten, der zukünftig eine große Installation von James Turrell erhalten wird, war zunächst ein gestufter, die Hügel einer Landschaft imitierender Hof, in dem Skulpturen von Jean Arp oder George Rickey die Kontemplation der Kunst draußen fortsetzen ließen. Mit der Platzierung von Alexander Calders monumentaler Skulptur „Le Hellebardier“ (1971) am Ufer des Maschsees – gestiftet von Bernhard Sprengel – wird die Kontinuität von Museum und Stadtraum sichtbar. Schließlich markieren Skulpturen von Erich Hauser (1983-2015) und Alice Aycock (seit 2015) die Museumseingänge.
Hannover ist zudem eine Stadt, die mit dem „Experiment Straßenkunst“bereits in den 1970er Jahren in Kunst im öffentlichen Raum investierte. Ergänzt durch spätere Programme wie die Skulpturenmeile, die „Busstops“ und das Kunstprogramm der Expo 2000, wuchs der Bestand von Kunst in der Stadt beachtlich. Heute besitzt Hannover eine große Anzahl von wichtigen Skulpturen wie die berühmten „Nanas“ (1974) von Niki de Saint Phalle und weitere Werke internationaler Künstler*innen wie Henry Moore, Kenneth Snelson und Sanford Wurmfeld, die das Stadtbild prägen.
Vor dem Hintergrund dieses Museumkontexts und der kuratorischen Erfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum haben wir die Einladung der Stiftung Blickachsen, in diesem Jahr Partnerinstitution zu sein, mit Freude angenommen. Mit einigen Teilnehmenden hatte ich bei „skulptur projekte münster 07“ zusammengearbeitet, andere waren bei „Made in Germany“ bereits im Sprengel Museum Hannover vertreten. Wir freuen uns, sie erneut zeigen zu können, wenn bei den Blickachsen teils neu produzierte, teils andernorts bereits gezeigte Arbeiten in den historischen Parkanlagen der Kurstadt neue Wirkungen und Perspektiven gewinnen.
In dem erfolgreichen Format der Blickachsen zu kuratieren, ist eine besondere Aufgabe angesichts der prekären Lage von Künstler*innen und einem anspruchsvollen und von Medien geprägten Publikum. Es wird schwieriger, Räume für prozessuale oder eher zurückhaltende Kunst zu öffnen. Umso erfreulicher ist es, dass insbesondere dank des großen Engagements der Künstlerinnen und Künstler mit den Blickachsen 14 eigene Schwerpunkte realisiert werden konnten. Ein spezifisches Augenmerk dieser Schau liegt auf der – nach wie vor unterrepräsentierten – künstlerischen Leistung von Bildhauerinnen. Mit Werken von Künstlerinnen verschiedener Generationen von Simone Fattal bis Elizabeth Jaeger und Thea Moeller wird das Spektrum und die Vielfalt von Skulptur heute sichtbar. Zudem zeigen Skulpturen u. a. von Hans Josephsohn und Gary Kuehn, wie am Rande der dominanten Tendenzen über lange Zeit Œuvres entstanden, die als Revisionen der Kunstgeschichte wiederentdeckt und geschätzt werden. Bei den jüngeren Positionen fallen figurative Plastiken auf, die neue surreale Aspekte ebenso wie aktuelle Gesellschaftsbezüge aufweisen, wenn Piercing, Handykultur und aus Fantasy und Dystopie gewonnene Reiterfiguren verarbeitet werden. Ephemere Arbeiten bilden neue Möglichkeiten von Skulptur aus, die auf die aktuelle fragile globale Situation antworten; Konflikte werden in sprachlich gefassten Werken formuliert. In der internationalen Auswahl mit Künstler*innen aus acht Nationen wird so ein aktuelles Bild von dem, was Skulptur heute sein kann, erfahrbar.
Carina Plath
Kuratorin für Malerei und Skulptur, Sprengel Museum Hannover
Co-Kuratorin der Ausstellung Blickachsen 14