Stiftung Insel Hombroich

Partnermuseum der Ausstellung Blickachsen 13

„In alten Parks, vor allem in den englischen Landschaftsgärten, hat es ja immer Akzente gegeben, die in der harmonisch gestalteten Landschaft Haltepunkte setzten, die etwas konzentrieren, einen Blick freilegen oder auch Intimität andeuten. An diesen Punkten konnte man seinem Bedürfnis nach Ruhe, Öffnung, Konzentration und Kontemplation nachgehen. Alle diese Bedürfnisse spiegeln sich in diesen Parkanlagen, und ein bisschen hat Hombroich auch davon.“

Mit diesen Gedanken des Bildhauers Erwin Heerich (1922–2004) aus dem Jahr 1989 spannt sich auf sehr schöne Weise der Bogen vom Museum Insel Hombroich zu den Blickachsen, auch wenn die künstlerischen Beiträge, die „Haltepunkte“, in gänzlich unterschiedlichen Kontexten zu entdecken sind. Während es bei der Bad Homburger Biennale die Setzung einzelner skulpturaler Momente ist, die den Ort temporär umdefinieren und mit neuen inhaltlichen Bezügen innerhalb einer klar komponierten Parklandschaft aufladen, so entwickelte der Stifter Karl-Heinrich Müller (1936–2007) seine Vision der Insel Hombroich von Anfang an unter künstlerischer Regie: Inmitten einer intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft am Rande der großen Braunkohletagebaue am Niederrhein entstand auf über 60 Hektar ein sich harmonisch entfaltender Naturraum, den die für Hombroich charakteristischen begehbaren Skulpturen von Heerich strukturieren. Sie dienen vielfach als Ausstellungsräume für die von Müller über Jahre zusammengetragene einzigartige Sammlung zur Kunst des 20. Jahrhunderts (mit Werken von Kurt Schwitters, Hans Arp, Yves Klein, Lovis Corinth, Jean Fautrier und vielen anderen), aber auch mit Werken von Rembrandt und Cézanne sowie einer großen Anzahl archäologischer Stücke der ostasiatischen Kunst, aus Afrika, Ozeanien und Amerika. Für Heerich bettete sich damit die „Autonomie des Künstlerischen […] in die Autonomie des Landschaftlichen und Naturhaften“.

In einer Zeit, in der sich das künstlerische Tun zwischen postkolonialem Diskurs und Identitätspolitik, zwischen Klimaschutz und Rassismus, zwischen Genderfragen und Klassismus immer wieder neu zu positionieren hat, erhält die Frage nach der Autonomie der Kunst eine neue Brisanz. Dabei geht es um die Frage nach den inneren Strukturen des Kunstwerks, seiner Formwerdung und -findung, um Ambivalenz, Vieldeutigkeit und Offenheit für die wachsende Pluralität der Gesellschaft.

Mit viel Freude habe ich die Einladung von Christian Scheffel angenommen, die Auswahl der Künstler:innen mit zu begleiten, und ich bedanke mich sehr herzlich für das in uns als Partnermuseum der Blickachsen 13 gesetzte Vertrauen. Es ist eine besondere Freude, dass der eingangs zitierte Erwin Heerich fast 20 Jahre nach seinem Tod mit einem Skulpturenbeitrag aus seinem Nachlass vertreten ist und so die diesjährige Partnerschaft auch sichtbar machen kann. Als Ankerpunkt schlägt seine Skulptur die Brücke von Hombroich nach Bad Homburg, wo die Blickachsen 2023 nach der pandemiebedingten Zwangspause ihren Weg in eine aufregende, weil vielfältige, unbekannte und bisweilen geheimnisvolle Gegenwart nimmt. Wie auch im Gründungsgedanken von Hombroich verankert, soll sich zwischen das Kunstwerk und sein Publikum kein Filter, auf der ersten Ebene keine Vermittlungsinstanz schieben. Nicht das Erklären steht in dieser Ausstellung im Mittelpunkt, sondern das Schauen, das direkte Erleben, die eigenen Gedanken, Assoziationen und Bezugsetzungen. Lassen Sie sich ein und erleben Sie Bad Homburg für einen Sommer als ein unbekanntes Terrain voller Überraschungen und neuer Perspektiven.

Roland Nachtigäller
Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich

Stiftung Insel Hombroich
Raketenstation Hombroich 4
41472 Neuss

Museum Insel Hombroich
Minkel 2
41472 Neuss

www.inselhombroich.de

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