Timm Ulrichs

(Deutschland) *1940 in Berlin

Im Rahmen seiner für „Blickachsen 7“ konzipierten Installation „Tanzende Bäume“ platziert Timm Ulrichs je eine Gruppe von drei jungen Birken – unsichtbar auf Rotationsmotoren montiert und mit Bewegungsmeldern ausgestattet – in mehreren Städten des Rhein-Main-Gebiets zeitgleich auf einer Rasenfläche. Aus der Ferne wirken diese Bäumchen wie eine frische Parkbepflanzung. Kommt der Besucher jedoch näher, löst er ahnungslos den Kontakt aus und wird von der unerwarteten, tanzenden Bewegung und Drehung der Bäume überrascht. Was zunächst ganz natürlich und vertraut scheint, wird artifiziell und fremd. Die an den verschiedenen Orten installierten Baumgruppen – und damit auch die unterschiedlichen Städte – sind über das Internet miteinander vernetzt, so dass das Auslösen der Bewegung eines Baumes an einem Ort auch alle anderen in Bewegung setzt. Der Parkbesucher wird auf diese Weise als Akteur in das Projekt mit einbezogen. Den Baum als vertrautes Symbol für natürliches Wachstum, Alter und Verwurzelung kombiniert Ulrichs in spielerischer Hinterfragung der Erwartungshaltung mit den zeitgemäßen Konzepten von Mobilität, Interaktion und Vernetzung.

Timm Ulrichs gilt heute unbestritten als einer der wichtigsten deutschen Konzept- und Aktionskünstler. Er bezeichnet sich selbst als „Totalkünstler“, schockierte in den 1960er und 1970er Jahren durch seine als provokant empfundenen Selbst-Darstellungen, hat bedeutende Werke zeitgenössischer konkreter Poesie verfasst, in zahlreichen Städten statische und kinetische Großplastiken installiert und war 1977 Teilnehmer der documenta 6. Von 1972 bis 2005 war Ulrichs als Professor für Bildhauerei und Totalkunst an der Staatlichen Akademie Münster tätig. Im Rahmen der „Blickachsen“ wurde 2001 eine Arbeit von Timm Ulrichs mit dem Titel „Versatzstück“ im Kurpark gezeigt. Wie diese, bezieht sich das nun im Rahmen der „Blickachsen 7“ in verschiedenen Städten des Rhein-Main-Gebiets installierte Projekt „Tanzende Bäume“ auf das Spannungsfeld von Natur und Kultur. Wieder hinterfragt Ulrichs Vorstellungen und Sehgewohnheiten. Im Einklang mit seiner Maxime „Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“ reicht sein erweiterte Kunstbegriff real in das praktische Leben hinein und nimmt nun mit seinen „Tanzenden Bäumen“ auf neuartige Weise das Thema der Vernetzung der Welt auf.

 

 

Exponate

Blickachsen 7

Blickachsen 3