Sean Henry

(Großbritannien) *1950 in Woking, Surrey

Das Freilichtmuseum Hessenpark, das in mehr als 100 historischen Gebäuden einen Einblick in verschiedenste Facetten der hessischen Alltagsgeschichte gibt, wird in diesem Jahr erstmals als Standort in die „Blickachsen“ einbezogen. Drei überlebensgroße Figuren des Briten Sean Henry begegnen dem Besucher auf dem Marktplatz der Museumsanlage: „Catafalque“, „Seated Man“ und „Standing Man“. Zusätzlich bietet eine begleitende Ausstellung von kleineren Skulpturen und Zeichnungen einen Einblick in das Werk des anerkannten Künstlers. Die bemalten Keramik- und Bronzeskulpturen Sean Henrys sind menschliche Figuren in zeitgemäßer Kleidung, die meist anonym, immer aber in Über- oder Unterlebensgröße dargestellt sind. Diese Veränderung der Größenverhältnisse erzeugt beim Betrachter ein Gefühl von Vertrautheit – die Skulpturen existieren Seite an Seite mit uns und gehen doch über das einfache Imitieren der Realität hinaus, indem Maßstab, Farbe und Material subtil variiert werden. „Bei der Arbeit an meinen Skulpturen“, betont der Künstler, „interessiert mich das innere, geistige Leben meiner Modelle viel mehr als deren äußerliche Details.“ Im Hessenpark schlagen Henrys Figuren eine Brücke zwischen der Geschichte des Alltags und dem Hier und Jetzt des Besuchers.

Auf seiner Zeitreise im Römerkastell Saalburg, dem am besten erforschten und am vollständigsten wiederaufgebauten Kastell des zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Limes, trifft der Besucher bei „Blickachsen 10“ – wie auch im Freilichtmuseum Hessenpark – auf bemalte Bronzeplastiken des britischen Künstlers Sean Henry. In der großen Halle der Principia, des Stabsgebäudes, steht Henrys unterlebensgroße Figur „Man with Cup“ (Mann mit Becher) auf einem eigens angefertigten Sockel an der Wand und fügt sich unauffällig in eine Reihe mit den beiden dauerhaft hier aufgestellten römischen Statuen. In seinem blauen Business-Anzug, als Attribut einen Kaffeebecher in der Hand, vertritt er hier das zeitgenössische Heer großstädtischer Büroarbeiter – und lenkt den Blick des Besuchers von der provinzialrömischen Geschichte und das Leben am Limes auf die Lebens- und Alltagsbedingungen in der heutigen Zeit. Auf dem Platz vor der Principia dagegen entfacht „Trajan’s Shadow“ (Trajans Schatten) einen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So als stünde er auf einer Bühne, wird ein Mann in legerer Alltagskleidung und mit den Händen in den Hosentaschen von einem großen Tor eingerahmt – dem maßstabsgetreuen Nachbau eines der vielen rechteckigen Eingänge in den unter Kaiser Trajan in Rom erbauten Markthallen des Trajansforums.