Germaine Richier

(Frankreich) *1902 in Grans; †1959 in Montpellier

Mit Germaine Richier ist eine der großen Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts bei den “Blickachsen” vertreten. Ab Mitte der 1940er Jahre entwickelte sie ihre charakteristischen Mischgestalten aus Mensch und Tier. Die Künstlerin selbst spricht von eigenständigen fantastischen Wesen, von Hybrid-Formen, die nervös und kämpferisch sind: poetisch motivierte Transformationen des Vorgefundenen, Lebendigen. „La Montagne“ (Der Berg) ist eine geheimnisvolle Arbeit, die Richier nur drei Jahre vor ihrem Tod vollendete. Das monumentale Werk wirkt kraftvoll und zerbrechlich zugleich. Zwei sehr gegensätzliche Figuren stehen einander gegenüber. Unklar ist, was sie verbindet – Kampf, Begegnung, Auseinandersetzung im Gespräch und Austausch miteinander oder gar elementare Lebensprozesse wie Geburt oder animalische Zeugung? Sie scheinen zwei konkurrierende Lebensprinzipien zu verkörpern, doch zugleich ist es, als würden sie sich gegenseitig stabilisieren und in der Balance halten. Ein männliches und ein weibliches Prinzip scheinen hier aufgerufen. Die Bedeutung des Titels „Der Berg“ bleibt jedoch gänzlich im Dunkeln. Man könnte annehmen, die Künstlerin habe hier eine Szene aus ihrer Erinnerung dargestellt, als Titel jedoch den Schauplatz stellvertretend für das Geschehen gewählt.

Exponate

Blickachsen 9