Camille Henrot

(Frankreich) *1978 in Paris

In ihren Fotografien, Filmen, Grafiken und Skulpturen integriert die vielseitige Künstlerin Camille Henrot Motive unterschiedlicher Kulturen und Regionen. Es entstehen Kombinationen von besonderer Spannung, wie auch die Arbeit „Le prix du danger 7“ demonstriert: In die Tragfläche eines Sportflugzeugs vom Typ CAP 10B hat Henrot ein melanesisches Totem als filigranes Lochmuster eingearbeitet. Die auffallende Farbigkeit des Fugzeugteils im Blau-Weiß- Rot der französischen Flagge und das markante, aus der Fläche herausgeschnittene Muster rivalisieren miteinander. Wie vor einem Vexierbild wechselt der Blick des Betrachters zwischen dem Material und dem Muster, ohne eines davon länger fixieren zu können. Diese Konkurrenz erhält dadurch besondere Brisanz, dass Teile der pazifischen Inselgruppe Melanesien französisches Überseeterritorium sind. Die traditionellen Malereien und der Totemglaube Melanesiens gehen mit der europäischen Modernität und Technik eine hybride Assemblage ein. Damit positioniert sich die Arbeit in den postkolonialen Kontext Frankreichs. Der Flugzeugflügel, seiner ursprünglichen Funktion beraubt, hat eine neue Verwendung gefunden und dient nun als Träger der melanesischen Bildkultur.

Exponate

Blickachsen 9