Werke

Ten Seated Figures

Ten Seated Figures 48

Das unverwechselbare Werk der polnischen Bildhauerin Magdalena Abakanowicz hat Wesentliches zur Neubewertung der figurativen Tradition im Bereich der zeitgenössischen Skulptur beigetragen. In ihren Arbeiten reflektiert Abakanowicz die Schrecken der Kriegsjahre, die sie als Kind in Warschau erlebte. Es gelingt ihr, dem Unaussprechlichen Gestalt zu geben. Sie bietet dem Betrachter die erkennbare oder erahnbare, die unvollendete oder fragmentierte, die isolierte oder zusammengruppierte Figur als Katalysator an. Tierähnliche Geschöpfe, Mischwesen aus Mensch und Tier sowie kopflose schreitende, stehende oder sitzende menschliche Figuren arrangiert sie in kleinen bis hin zu sehr großen Gruppen. Der faszinierenden Wirkung dieser zwischen Fragilität und Würde, Schutzlosigkeit und Selbstbehauptung oszillierenden Skulpturen kann sich der Betrachter nur schwer entziehen. Das Werk der seit 1965 vielfach ausgezeichneten Künstlerin wurde in der ganzen Welt präsentiert und befindet sich in den wichtigsten Sammlungen und Museen. Verschiedene ihrer ausdrucksstarken und stets herausfordernden Arbeiten wurden auch in vergangenen „Blickachsen“-Ausstellungen in Bad Homburg gezeigt. In diesem Jahr sind dort die monumentale Skulptur „Head“ und ein kleiner Schwarm von rätselhaften Vogelwesen zu sehen. Im Rahmen von „Blickachsen 8 RheinMain“ zeigt Abakanowicz auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität eine Installation von zehn überlebensgroßen sitzenden Einzelfiguren. Obwohl sie in den Details ihrer Oberflächen individuell ausgestaltet sind, bilden die gleichförmigen menschlichen Körper eine überindividuell wirkende Gruppe. Das Fehlen der Köpfe und Arme lässt sie anonym und passiv erscheinen und verleiht ihnen ein Moment des Unheimlichen, Geisterhaften. Zudem wird ihre Körperlichkeit negiert durch die fehlende Gestaltung der Figurenrückseiten: Sie sind hohl, ohne Kern und Rücken sichtbar wie leere Hüllen geformt. Dennoch sitzen die Figuren in ihrer würdevoll aufrechten und wie gefroren wirkenden, uniformen Haltung dem Betrachter als Gruppe mit großer Präsenz gegenüber. Die Installation der sitzenden Torsi formiert einen Bogen, der die Anlage der Campus-Architektur spiegelt. Diese formale Korrespondenz eröffnet einen zusätzlichen Deutungsspielraum mit Bezug sowohl auf das Ensemble des IG-Farben-Hauses und dessen wechselvolle Geschichte als auch auf den Standort Universität und die ‚Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden‘.

Erstellungsjahr2010
TechnikEisenguss, Installation von 10 Unikaten
Maßeje 300 x 160 x 96 cm
ausgestellt inBlickachsen 8, Frankfurt