Werke

Entwurf für eine große Figur VI

Entwurf für eine große Figur VI 46

In seinem skulpturalen Werk konzentriert sich der Bildhauer und Grafiker Dietrich Klinge auf die menschliche Figur. Er schafft mit seinen abstrakt-figurativen Formen eine expressive, archaisch anmutende Bildwelt aus ganzen Figuren mit ungewöhnlichen Gesten in den verschiedensten Körperhaltungen sowie Büsten, Köpfen und auch Reliefs. All seine Arbeiten wirken wie grob behauene Holzskulpturen, tatsächlich aber sind es ausschließlich Bronzegüsse, in denen die Oberflächenstruktur der Holzmodelle erhalten ist. Klinge beginnt den Bearbeitungsvorgang nur nach ausführlicher Kontemplation und Vorausplanung. Kleinere Figuren entstehen aus einem einzigen Stück Holz, monumentale größere Formen und komplexere Kompositionen hingegen aus einer Kombination mehrerer bearbeiteter Blöcke. Die nach dem Holzmodell gegossenen Bronzen erhalten abschließend eine sorgfältig aufgetragene Patina, die den Eindruck verstärkt, dass es sich um Arbeiten aus Holz handelt. Klinge's Außenraumskulpturen sind in zahlreichen Städten Deutschlands und zunehmend auch in den USA im öffentlichen Raum installiert. Bei der vergangenen „Blickachsen“-Ausstellung wurden drei seiner ausdrucksstarken Monumentalskulpturen im Bad Homburger Kurpark gezeigt.
In diesem Jahr sind im Rahmen von „Blickachsen 8 RheinMain“ drei weitere kühn ausgestaltete Werke Dietrich Klinges im Skulpturenpark Niederhöchstadt zu sehen. Die beiden Arbeiten mit dem Titel „Entwurf für eine große Figur“ und die ebenfalls überlebensgroße Sitzende „Polyanthe“ entwickeln aus dem Spannungsverhältnis von massiver körperlicher Präsenz und raumgreifender Bewegtheit eine ganz eigene Dynamik: Sie wirken schwerfällig und zugleich dennoch beinahe tänzerisch und beziehen ihre Urgewalt aus dem Boden, auf dem sie stehen, und aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Jede dieser Figuren sendet eine physische und psychische Energie aus, die selbst einen beiläufigen Spaziergänger unwillkürlich erfasst. Trotz aller Kühnheit der Formen und Gesten, geht es in Klinges Bildhauerei jedoch wesentlich um Kontemplation und innere Stille, oder auch um ein inneres Ringen zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Es ist die Balance zwischen der kraftvollen, eindringlichen Präsenz und einer geistvollen, oft spirituellen Haltung der Skulpturen, von der ihre unvergleichliche Macht ausgeht.