Werke

Nach Einbruch der Dunkelheit

Nach Einbruch der Dunkelheit 8

Geboren aus dem Geist des Fortschritts und der technischen Realisierbarkeit hat seit den späten sechziger Jahren „die Kunst der Leuchtstoffröhren, Lampen und Dioden ausgehend von den USA den europäischen Kontinent erobert .... Jenseits der traditionellen Gattungen der bildenden Künste erschloß sich ein Bereich, wo Hochkultur und Alltagskunst, profane Werbebotschaft und sakrales Heilslicht, materielles Sein und immaterielles Scheinen, Beständigkeit und Instabilität im diffusen Schimmern der Edelgase aufeinandertreffen" (Alexander Marzahn).

Farbe und Licht, Architektur und Raum müssen zu Lichträumen verschmelzen, will man wie in Zeiten des Barock jene „Blickachsen" sichtbar machen, die der konventionellen Skulptur und Malerei nicht gelingen. So wählte Goulbier das Schwarzlicht als Werkzeug und Farbe, um jenes verändernde Selbstleuchten und jene entgrenzende Körperlichkeit zu erreichen, die den Lichtinszenierungen seit Moholy-Nagys Experimenten eigen sind: Statt mit Pigmenten „mit direktem Licht zu malen".

Die Annäherung und Auswertung des komplex bebauten und häufig veränderten landgräflichen Schloßbezirkes in Bad Homburg erfolgt in dem Konzept von Goulbier wie immer ohne größere handgreifliche bzw. bauliche Eingriffe. Sie sucht im Gegenteil, wie es der von ihr inszenierte Licht-Weg konsequent aufnimmt, dort mit ihren Mitteln korrigierend einzugreifen, wo, wie im Falle des ursprünglichen Einganges, die Axialität zugunsten rein funktionaler Abweichungen aufgegeben wurde. Andererseits eliminierte sie durch kühne Verhüllung (der spätbarocken Büste des Landgrafen Friedrichs II. über dem Hauptportal) jene personifizierte Historie, die ihrerseits dem heutigen „Lichtzauber" nur zögerlich entgegenkommen würde. Der hier residierenden Denkmalpflege dagegen dürfte die Lichtgestaltung gerade deswegen hochwillkommen sein, arbeitet sie doch selbst mit derartigen Effekten.

Die ansteigende, ursprüngliche Passage durch die beiden Torbogen bis hin zum dominierenden Fürsten-Portal entdeckte Goulbier erneut entgegen aller aktuellen Eingriffe und Ablenkungen als Etappen einer eigenen Triumph-Achse: Aus dem „Schmutz" und dem Dunkel der Straße und der Gewölbe gelangt der Besucher in direktem Aufstieg und jederzeit in Blickkontakt zum fokussierten Zielpunkt zur Apotheose des Schlossherren.

Decken und Wände des ersten gänzlich neu gestrichenen Torbogens leuchten in bewußt aschfahler, grün akzentuierter Mattigkeit. Im Fortschreiten wird man allerdings bereits angezogen durch das (vor allem bei Dunkelheit wirkende) allseits phosphoreszierende Grün des zweiten Torbogens. Hier sind erneut Geboren aus dem Geist des Fortschritts und der technischen Realisierbarkeit hat seit den späten sechziger Jahren „die Kunst der Leuchtstoffröhren, Lampen und Dioden ausgehend von den USA den europäischen Kontinent erobert .... Jenseits der traditionellen Gattungen der bildenden Künste erschloß sich ein Bereich, wo Hochkultur und Alltagskunst, profane Werbebotschaft und sakrales Heilslicht, materielles Sein und immaterielles Scheinen, Beständigkeit und Instabilität im diffusen Schimmern der Edelgase aufeinandertreffen" (Alexander Marzahn).

Farbe und Licht, Architektur und Raum müssen zu Lichträumen verschmelzen, will man wie in Zeiten des Barock jene „Blickachsen" sichtbar machen, die der konventionellen Skulptur und Malerei nicht gelingen. So wählte Goulbier das Schwarzlicht als Werkzeug und Farbe, um jenes verändernde Selbstleuchten und jene entgrenzende Körperlichkeit zu erreichen, die den Lichtinszenierungen seit Moholy-Nagys Experimenten eigen sind: Statt mit Pigmenten „mit direktem Licht zu malen".

Die Annäherung und Auswertung des komplex bebauten und häufig veränderten landgräflichen Schloßbezirkes in Bad Homburg erfolgt in dem Konzept von Goulbier wie immer ohne größere handgreifliche bzw. bauliche Eingriffe. Sie sucht im Gegenteil, wie es der von ihr inszenierte Licht-Weg konsequent aufnimmt, dort mit ihren Mitteln korrigierend einzugreifen, wo, wie im Falle des ursprünglichen Einganges, die Axialität zugunsten rein funktionaler Abweichungen aufgegeben wurde. Andererseits eliminierte sie durch kühne Verhüllung (der spätbarocken Büste des Landgrafen Friedrichs II. über dem Hauptportal) jene personifizierte Historie, die ihrerseits dem heutigen „Lichtzauber" nur zögerlich entgegenkommen würde. Der hier residierenden Denkmalpflege dagegen dürfte die Lichtgestaltung gerade deswegen hochwillkommen sein, arbeitet sie doch selbst mit derartigen Effekten.

Die ansteigende, ursprüngliche Passage durch die beiden Torbogen bis hin zum dominierenden Fürsten-Portal entdeckte Goulbier erneut entgegen aller aktuellen Eingriffe und Ablenkungen als Etappen einer eigenen Triumph-Achse: Aus dem „Schmutz" und dem Dunkel der Straße und der Gewölbe gelangt der Besucher in direktem Aufstieg und jederzeit in Blickkontakt zum fokussierten Zielpunkt zur Apotheose des Schlossherren.

Decken und Wände des ersten gänzlich neu gestrichenen Torbogens leuchten in bewußt aschfahler, grün akzentuierter Mattigkeit. Im Fortschreiten wird man allerdings bereits angezogen durch das (vor allem bei Dunkelheit wirkende) allseits phosphoreszierende Grün des zweiten Torbogens. Hier sind erneut alle sonstigen Lichtquellen (historisierende Laternen) entfernt und durch kurzwellige Schwarzlicht-Birnen ersetzt worden. Decke und Wände scheinen in ihrem Neuanstrich die Leuchtfarbe aufgesaugt zu haben, um sie durch Licht gesteigert in den Raum abzugeben. Statt sich nach links dem heutigen Haupteingang zuzuwenden, folgt der Besucher dem von der Künstlerin suggerierten Weg geradeaus, wo er schon von Beginn an von der gänzlich mit Tüllstoff verhüllten, doch kunstvoll im Licht stehenden Landgrafen-Büste magisch angezogen wird. Diese ist nicht wie anfangs geplant von grellen Scheinwerfern angeleuchtet, sondern durch spezielle distanzweite Schwarzlicht-Strahler illuminiert, die von der Dachgaube des gegenüberliegenden (2. Torbogens) auf diese Büste treffen. Bei Tage leuchtet der verhüllte Kopf in grellem Pink auf, bei Dunkelheit treten in Grün erstrahlende runde Streumuster (aus Metall) dazu.

Die „Erleuchtung" des Landgrafen-Kopfes durch eigenes gleißendes Licht, bei Tage und bei Nacht, entspricht auf diese Weise durchaus dem Zeremoniell historischer Verehrung, da die von Gottes Gnaden eingesetzte Herrschaft immerwährende Verehrung erforderte. Dem zielgerichteten Aufgang des Besuchers, der hier eine kalkulierte Lichtregie durchläuft, entspricht somit der historische „pomp solennel", der feierliche Festzug des absolutistischen Feudalherren. Dem zugehörigen „appareil magnifique", dem Festgepränge, antwortet hier dagegen unter Zurücknahme rein äußerlicher Pathosformeln, das reine und klare „Strahlen des Lichtes".

Goulbier möchte allerdings keine Aktualisierung historischer Glorifizierung, sondern das Erlebnis des leuchtenden Lichtes im Ambiente der Architektur vorführen. Sie sucht die Inszenierung einer Traumwelt. Diese Wirkung hätte sich noch intensiver in der (geplanten) „Erleuchtung aus seidig blauem Mondlicht" des gewaltigen Turmes eingestellt, der wie ein Leuchtturm inmitten des Hofes emporragt, eine Wirkung, die diesem Turm allerdings bereits seit der Entstehung von selbst zugefallen ist.

Der mit wechselnden „Licht-Stationen" bestückte Weg des Besuchers von der tiefgelegenen Straße bis zur Aussichts-Terrasse der Hof-Plattform wird letztendlich bestimmt durch das Wesen des Lichtes selbst: Es ist die Suche und die Sehnsucht nach dem offenen Horizont, nach Erleuchtung und Freiheit, der Weg vom Dunkeln ans Licht, der jeder nach Erlösung strebenden Initiation innewohnt.

Künstlerin Yvonne Goulbier
Erstellungsjahr2001
Technikphosphoreszierende Farbe, fluoreszierende Materialien, Schwarzlicht
MaßeInstallation am Bad Homburger Schloß
ausgestellt inBlickachsen 3, Bad Homburg

Kunstwerke von Yvonne Goulbier