Werke

Espacio

Espacio 5

Schaut man vom Rande des Weihers kommend in Richtung Jubiläumspark, so ergibt sich der optimale Einblick in die tieferliegende, kreisförmig angelegte Gestaltung von Caleros „Raum für eine Begegnung". Eigens für diesen Standort entworfen, präsentiert sich der idyllisch anmutende Ort mit seinem Eingang in Form einer torartigen Öffnung, die aus zwei (noch kleinwüchsigen) Pappeln besteht. In der Sichtachse eben dieser Torsituation erheben sich im Hintergrund des Jubiläumsplatzes, wonach der „Raum" ausgerichtet ist, gleichfalls zwei mächtig aufragende Pappelbäume, die wie eine ins Große gesteigerte Kulisse der pappelbestandenen Kreisform wirken.

Innerhalb des von Calero ausgesparten und sorgfältig mit weißen Steinen belegten Kreises stehen drei einander zugewandte Sitzbänke. Sie erinnern an drei verschiedene Kulturepochen (Mittelalter, Neuzeit und Moderne), während der so intendierte Aufenthalts- und „Gesprächsraum" von einer gitterartigen Umzäunung eingefaßt wird. Diese Einfassung besteht aus schlanken, weißgestrichenen Eisenstäben. Sie formen sich zu Großbuchstaben, die den Sinn dieses Ortes bezeichnen „ESPACIO PARA EL ENCUENTRO". An diesen mit Gitterwerk verstrebten Stäben wachsen frisch gesetzte Rankentriebe empor, die sich im Laufe des Sommers zu einem dichten Spalierwerk ausbilden werden. Ort und Sinngebung fallen in ihrer Funktion zusammen. Jeder Besucher wird unmißverständlich aufgefordert, diesen „Raum" im Sinne des namengebenden Mottos zu nutzen, sich von außen nach innen zu begeben, um sich wie auf einer Insel in der durchlässigen „Arena" allein dem Wort und der Ruhe zu widmen. Das Schriftband ist nur von außen und im Rundgang gegen den Uhrzeigersinn zu lesen. Das Abschreiten der Buchstaben endet somit letztlich inmitten des Binnenraumes. Die Dreizahl der Bänke bietet dort den Dialog sowohl für die eigene Meditation an – woran der am rechten Rande errichtete Stand-Spiegel gemahnt – als auch für die Begegnung mit dem anderen.

Aktivierende Buchstabenbilder schufen bereits Paul Klee und Max Ernst, Farbrizio Plessi oder Ludger Gerdes. Zeichen und Raum, Botschaft und Aktivierungsimpuls fallen zusammen. Ebenso bedeutsam wie der Geist der Buchstaben ist bei Calero die kreisförmige, weltumspannende Anlage und das Zitat der Pappel. Diese erinnert an jene Pappelinsel von Ermenonville bei Paris, wo das Grabmal (von 1778) des berühmten französischen Aufklärers Jean-Jacques Rousseau schon im 18. Jh. zu einem Wallfahrtsort wurde. Bis zur Überführung der Gebeine des Philosophen ins Pariser Pantheon (1794) war die Pappelinsel ein echtes Grabmal inmitten des Landschaftsgartens. Der Sarkophag trägt die Aufschrift: „Hier ruht der Mann der Natur und der Wahrheit". Um eben diese Begriffe geht es auch Calero in seiner „Insel" des Dialoges.

Künstler Ricardo Calero
Erstellungsjahr2001
TechnikStahl, weiße Farbe, Holz, Pflanzen
Maße200 x 800 x 800 cm
ausgestellt inBlickachsen 3, Bad Homburg

Kunstwerke von Ricardo Calero

Blickachsen 9

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