Karl Prantl

(Österreich) *1923 in Pöttsching; †2010 in Pöttsching

Der Österreicher Karl Prantl, der bereits an der zweiten „Blickachsen“-Ausstellung mit einer vierteiligen Arbeit „Meditationssteine“ teilgenommen hat, gilt als prominenter Wegbereiter der abstrakten Bildhauerei. Stets ohne Skizzen oder Modelle fertigte er seine großformatigen Steinskulpturen an. Der Verzicht auf exakte Entwürfe mag seinem Credo geschuldet sein, Kunst im Einklang mit dem steinernen Material zu schaffen – mit dessen physischen wie geistigen Eigenschaften. So diente ihm die ursprüngliche Form, die Farbe, die Maserung und die Oberflächenstruktur des jeweiligen Steins als Inspiration und als Ausgangspunkt der künstlerischen Tätigkeit. „Blickachsen 11“ zeigt vier Arbeiten von Karl Prantl in Bad Hombug und in Kronberg. Der schwarze kanadische Granit, aus dem die beiden im Bad Homburger Kurpark platzierten Werke „7 Anrufungen“ und „Anrufungen“ gearbeitet sind, zeugt auch nach der künstlerischen Bearbeitung noch von der ihm eigenen Schwere, Dichte und Massivität. Beide Arbeiten strahlen trotz ihrer Monumentalität Ruhe und Beständigkeit aus, nicht erdrückende Wuchtigkeit. Zudem verleihen ihnen ihre weichen und glatten Oberflächen mit den kreisrunden Aushöhlungen auf den vertikalen Mittelachsen eine taktile Qualität, die in hohem Maße anziehend wirkt.

Mit seinen 1959 initiierten Bildhauersymposien im Steinbruch von St. Margarethen beförderte Karl Prantl nicht nur die Idee des gemeinsamen Arbeitens internationaler Steinbildhauer vor Ort an der Materialquelle, sondern auch die öffentliche Präsentation von Skulpturen in Naturlandschaften. Diese Form des gemeinsamen Arbeitens verbreitete sich schnell weltweit. Das Arbeiten in der freien Natur bildete für Prantl einen wichtigen Bestandteil seiner künstlerischen Tätigkeit. Der Reiz, in einer offenen Landschaft zu arbeiten und dabei die Skulpturen im Austausch mit dem Außenraum entstehen zu lassen, prägen seine monolithischen und Ruhe ausstrahlenden Werke. Die bei „Blickachsen 11“ ausgestellten Beispiele beleuchten Prantls nuancierten Umgang mit den unterschiedlichsten Arten von Stein. Während in Bad Homburg zwei seiner Arbeiten aus kanadischem Granit zu sehen sind, besteht der in Kronberg ausgestellte „Ring“ mit seiner glatt polierten Oberfläche aus Serpentin. Der nahezu kubische „Stein zur Meditation“ aus norwegischem Labrador hingegen ist auf der Oberseite mit Reihen von perlenartigen Erhebungen plastisch gestaltet. Sie alle laden im wörtlichen Sinn zum ‚Be-greifen‘ ein, zu einer bedächtigen und sinnlichen, sowohl haptischen als auch optischen Erfahrung.